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Es werden Posts vom Oktober, 2020 angezeigt.

Leichtsinn pur

Ich war geflasht. Magisch wurde ich angezogen von Form und Farbe. Diese fehlten mir noch zu meinen großen Glück. Beherzt griff ich danach. Den Gedanken an meine finanzielle Lage schob ich weit von mir. Schließlich hatte ich gestern einen Termin mit dem Banker meines Vertrauens. Ich bat ihn, mir mein gesamtes Guthaben vorzuzählen, vorsichtshalber, um mich zu vergewissern, dass kein einziger Cent fehlte ... Man kennt ja die Spielchen der Banken mit dem Kapital des gemeinen Bürgertums.  Es musste einfach sein. Eine einmalige Chance, die ich nicht verstreichen lassen durfte. Wer weiß, ob sie mir ein zweites Mal geboten würde. Meine Entscheidung war goldrichtig. Ich konnte mich kaum daran sattsehen und strich fast liebevoll über die Verpackung. Ganz verzückt über meinen Erwerb fuhr ich beschwingt nach Hause und versorgte diesen vorsichtig im Schrank.  Ach, da fällt mir ein, ich habe noch gar nicht erwähnt, was ich mir leichtsinnigerweise gegönnt habe: vier Tütchen Mokkabohnen ... á 99 Cent.

Einladung zur Taufe

"Wir sind eingeladen", empfing ich den Gatten und schwenkte den blassrosa Umschlag vor seiner Nase. Ich freute mich, meine Schulfreundin als uralten Zeiten wiederzusehen. Nach etlichen Jahren hatte es sie wieder in ihre Heimat verschlagen. Sie und ihr Mann hatten sich zahlreich vermehrt und luden uns zur Taufe von Nachwuchs Nr. 4 ein. "Liebe Nina, lieber Frederic", las der Gatte laut vor, "wir möchten Euch zur Taufe unserer Jüngsten sehr herzlich einladen. Die Zeremonie findet am Sonntag, um 11.00 Uhr statt. Zur anschließenden Feier bitten wir Euch auf unsere Deele. Wir freuen uns sehr, diesen festlichen Tag gemeinsam mit unseren lieben Freunden zu feiern und hoffen auf Euer Kommen.  Herzlichst Familie Ackermeier  "Vermutlich ein Mädchen", meinte der Gatte mit Blick auf den rosa Umschlag. Ich nickte. Wie lang war das jetzt her? Sina und ich hatten uns nach dem Abitur aus den Augen verloren. Auf der Abschlussfeier hatte sie ihren Herzenswunsch geäußer

musikalische Karriere - besser spät als nie

Siedend heiß fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte die ultimative Idee. Dass ich darauf nicht schon viel eher gekommen war.  Um meine inzwischen latenten Kenntnisse wieder zu aktivieren, fing ich wieder mit intensiven Proben an. Der erste Advent stand kurz bevor und ich übte Weihnachtslieder wie jedes Jahr. Obwohl man diese Lieder nur einmal im Jahr spielte, war ziemlich viel "hängen geblieben". Ich war beeindruckt von meinen Fähigkeiten. Perfektion wäre zu viel gesagt. Jedoch kamen mir die Griffe nach einiger Zeit wieder ins Gedächtnis und das Ergebnis konnte sich hören lassen. Wenn man zudem bedenkt, dass ich beruflich überhaupt nichts mit Musik zu tun habe und reine Hobby-Musikerin bin, die noch nicht einmal regelmäßig übt. Mit jedem neuen Takt wurde ich mutiger. Und dieser Mut beflügelte mich zu meiner Idee: Schon lange war ich in meinem Beruf unzufrieden. In der Starrheit meiner Tätigkeiten fühlte ich mich unausgefüllt. Kreativität? - Weit gefehlt. Meine Neig

Massive Beschwerde ...

    Der Gatte würde im vorliegenden Fall nur müde mit den Schultern zucken. Sein lapidarer Kommentar auf derlei Einwände: Wahrscheinlich ein Mensch, der nichts anderes zu tun hat ... In diesem speziellen Fall gebe ich ihm Recht.  Zu nachtschlafender Zeit saß ich in der Bahn, vor mich hin dösend, um meinen Dienst im gut 200 km entfernten Ruhrgebiet anzutreten. Als ich eine der Stationsdurchsagen hörte, war ich schlagartig wach. Dabei kam mir spontan die Klage eines Kunden in den Sinn. Dieser hatte sich tatsächlich über eine angeblich so unfreundlich klingende Ansage beschwert. Als ich den kleinen Artikel in unserer Tageszeitung gelesen hatte, konnte ich über so viel Unverständnis nur mit dem Kopf schütteln. Die Stimme klang etwas tiefer als bei den anderen Durchsagen. Vermutlich hatte der unzufriedene Fahrgast nicht bedacht, dass es für diese Stimmlage mehrere Gründe geben konnte:  Erstens: Menschen, egal welchen Geschlechts, haben nun einmal verschiedene Stimmen.  Zweitens können die A

Kissen für die Dame

Bevor ich mich setzte, schweiften meine Blicke über die Ränge. Das Stadttheater war an diesem Abend gut besucht, nur vereinzelte Plätze hinter mir waren noch leer. Der Gong läutete einmal, ein sicheres Zeichen, dass sich der Vorhang gleich erhob und das Spektakel losging. Ein Blick auf meine Armbanduhr ließ mich hoffen, dass die Akteure pünktlich begannen. Es gibt nur wenige Dinge, die ich mehr hasse als Unpünktlichkeit ... Mord und Ehebruch! Gespannt blickte ich auf das Geschehen auf der Bühne. Heute Abend wurde der Spielplan der neuen Theatersaison mit verschiedenen Arien, kleinen Szenen und Tanzeinlagen vorgestellt. Eine Dame kräftigerer Bauart zwängte sich durch die enge Reihe, bis sie neben mir Platz nahm. Dabei  schnaufte sie erheblich. Unruhig rutschte sie etliche Male hin und her, ehe sie eine (endgültige) Sitzposition gefunden hatte. Das zog sich ... Endlich kam der Akt ins Rollen, sprich der Hauptakteur trat unter frenetischem Applaus auf die Bühne und gab das Programm bekann

Es grünt so grün ...

Man mag es kaum glauben. Selbst liebevoll vorbereitete Events rufen bei manchen Menschen erheblichen Unmut hervor, obgleich es sich nur um Petitessen handelt.  Im Frühling nahte ein lang erwartetes Event in unserer Tanzschule. Traditionell richtete unser Tanzlehrer-Ehepaar den "Tanz in den Mai" aus. Eine äußerst beliebte Veranstaltung. Daher waren die Karten immer schnell vergriffen. Unsere ersten Blicke fielen auf den mit viel frischem Grün dekorierten Saal. Mit einem Glas Sekt wurden wir begrüßt und nahmen Platz, um den Worten des Tanzlehrers zu lauschen. "Keine Angst, die Rede ist kurz", grinste er, "Ich will Euch nicht langweilen; denn Ihr seid schließlich zum Tanzen gekommen. Ich wünsche Euch guten Appetit und viel Vergnügen beim diesjährigen Tanz in den Mai. Das Buffet ist eröffnet!" Kaum ausgesprochen, setzte ein regelrechter Run auf das Buffet ein. Die meisten Gäste schienen unter wahren Heißhunger-Attacken zu leiden ...  Interessiert betrachtete i

Doppelt hält besser!

Mit zunehmender Ungeduld schaute Enno zur Uhr. "Liebchen, ich möchte auch mal ankommen." Liebhild verließ ihren Sitz zum wiederholten Male und hastete ins Haus. "Hast Du noch etwas vergessen?" rief er hinter der Gattin her. Ihm war die Marotte Liebhilds  bekannt. Sie nannte es Sicherheitsdenken. Dabei spielte es keine Rolle, ob das Haus nur für eine Stunde oder mehrwöchige Ferien verlassen wurde. Akribisch prüfte sie, ob sie alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte. Mehrfach.  Ein von beiden langersehntes Wellness-Wochenende stand vor der Tür. Nach Jahrzehnten der erste Urlaub zu zweit, ohne ihre Jungs. Beide freuten sich sehr auf diese Zeit. Heini, Ordelheide senior und Emmi, seine Freundin, versicherten ihnen, sich um Haus, Hofladen und Garten zu kümmern. "Ihr könnt beruhigt fahren und ein paar geruhsame Tage genießen, wir passen auf. Außerdem sind Leo und Hippie auch noch da." Dachte sie an ihre Jungs, kamen leise Zweifel auf. Ihre Söhne Lars Enno j

Opa beim Doc

Mein Großvater war zeitlebens ein wenig leidend. Meistens handelte es sich um  Magenprobleme, weshalb er fast alle Praxen der Stadt "getestet" hat. Nach langer Zeit schien es, als hätte er endlich einen Spezialisten für seine Probleme gefunden. Opa erkor diesen zu seinem absoluten Vertrauensarzt. "Dr. Richardt hat gesagt, Dr. Richardt meint, Dr. Richardt hat vorgeschlagen", sagte er immer, wenn er bei uns zu Besuch war. Ohne diese magischen Worte über den "Wunderdoc" gab es keine Unterhaltung. Einmal wurde er mindestens erwähnt. Für uns war es ganz klar: Opa hatte sich ein zweites Zuhause in der Praxis von Dr. Richardt eingerichtet. Jahrzehntelang war dieser dann auch für die Gebrechen meines Großvaters zuständig. 👴 Bis auf jenen unvergesslichen Tag. Opa war bei meinen Eltern zum Kaffeetrinken. Natürlich wurde er von seinem Sohn, meinem Vater, nach seinen Magenproblemen gefragt. Opa winkte ab und zog eine Grimasse. "Nanu?" mein Vater wurde stutz

Berufsalltag - zuweilen auch erheiternd

    Eine Sache der Wahrnehmung Gerade brühte ich mir einen Tee auf, als sich zwei neue Kolleginnen um die vierzig aus anderen Abteilungen zufällig in der Teeküche trafen und smalltalk hielten. Kollegin A. war beeindruckt und lobte Kollegin B.: "Wie Du das alles schaffst. Dein veranwortungsvoller acht-Stunden-Job, dann noch Deine drei Kinder, Mann, Haus und Garten ... Alle Achtung! Das ist ganz schön anstrengend!" Kollegin C., anfangs der fünfzig (strebte in die oberen Reihen und ist bekannt für ihre rustikale Art, sie hat weder Kinder noch Haus noch Garten) ist hinzugekommen und gibt ihre Meinung kund: "Wieso Anstrengung? Ich habe auch Mann und Hund, mit dem ich täglich Gassi gehen muss!" ...  Mit wem jetzt? ...     Berufsbezeichnung - glasklar  Eine gute Kollegin und ich aus der gleichen Abteilung unterhalten uns über die "Prominenz" und andere "Öffentliche" Personen. Dabei erwähnt meine Kollegin einen männlichen Namen. Dieser ist mir geläufig,

Naturgewalten ...

 ... natürlich tritt "Frau" ihnen entschlossen entgegen ! "Nina, Kind, ich freue mich sehr, dass Du hier bist." Ich wurde geherzt und ins Wohnzimmer gebeten. "Möchtest Du einen Kaffee?" "Immer gern", lachte ich. Innerhalb weniger Minuten stand der verlockende Kaffee vor uns. "Hier bitte, wenn Du magst." Meine Mutter schob die Kristallschale mit den Plätzchen näher zu mir hin. "Greif` nur zu", ermunterte sie mich. "Nina, ich möchte Deinen Rat." Die Stimme meiner Mutter klang entschieden. "Moment, ich hole gerade den Prospekt. Wo habe ich ihn nur ..." der Rest ging im Gemurmel unter. "Hab ihn wieder", freudestrahlend kam meine Mutter aus der Küche und wedelte demonstrativ mit dem Flyer. Ich wunderte mich sehr. "Was willst Du denn jetzt mit einem Baumarkt-Prospekt? Für Sommerblumen ist es zu spät und Weihnachtssterne werden noch nicht angeboten!" Ich möchte auch keine Blumen, sondern meinen

Energiesparen, "die zweite"

      Da war sie wieder, diese Geste. Schon mehrfach hatte ich sie in letzter Zeit gesehen. Automatisch kam mir das Bild von dem laufenden Jogger mit minimaler "Gruß-Geste" in den Sinn. (er hob im Vorüberlaufen mit angewinkelten Armen gerade mal Zeige- und Mittelfinger einer Hand zum Gruß an) Auch Autofahrer waren, was die Kommunikation zwischen FahrerInnen betraf, sehr kreativ. Ich möchte sogar behaupten, sie sind noch "einen Tick" cleverer als die joggende Bevölkerung. In Bezug auf das Energiesparen. Auf dem kürzesten Weg zur Bank meines Vertrauens musste ich eine verkehrsberuhigte, schmale Nebenstraße passieren. Diese war links und rechts, jeweils etliche Meter versetzt, mit einigen Ausbuchtungen versehen. Eine leichte Fahrbahnerhöhung davor zwang auch flotte FahrerInnen in einen niedrigen Gang. Zügig kam mir auf dem "Hindernis-Parcours" eine Limousine entgegen. Schnell entschied ich mich, dem Fahrer Vorfahrt zu gewähren. Ich blinkte ihn an und signalis

Wer sich (zu viel) bewegt, hat (bereits) verloren

Mit dem Energieverbrauch ist es so eine Sache. Dabei meine ich nicht den täglichen Verbrauch von Gas, Wasser, Licht. Nein, ich spreche vom persönlichen Verbrauch eines jeden Menschen. Bei diesem Thema kommt mir ein konkretes Beispiel in den Sinn. Ich habe es "live" erlebt und war beeindruckt. Der Einteilung unserer Energien kommt heutzutage mehr denn je eine große Bedeutung zu. Stressige Zeiten, vor allem im beruflichen Bereich, erfordern spezielle Maßnahmen. Tunlichst zu vermeiden sind außerordentliche Aktionen, die den Energieverbrauch in astronomische Höhen treiben und in ein (vermeidbares) Burnout führen (können). Wichtige Ressourcen sollten möglichst sinnvoll eingesetzt werden. Das Vorgehen eines unbekannten Mannes ist mir dabei leuchtendes Vorbild.  Meine Mutter und ich standen vor ihrem Haus. Stolz präsentierte sie mir ihren "neuen" Vorgarten. Ihr Gärtner hatte ganze Arbeit geleistet. Anerkennend hob ich den Daumen. Die ehemals üppigen Sträucher waren in Form

Der Rosenkavalier

  "Nina, komm` schnell, Überraschung!" Der Gatte zog mich aufgeregt in den Garten. "Ist das nicht toll?" Mit ausladender Gestik baute er sich vor dem neu angelegten Beet auf und sah mich Beifall heischend an. Ich betrachtete die neue Rabatte und konnte nicht wechseln. "Ein bisschen Phantasie braucht es noch. Wenn erst die Rosen ihre volle Pracht entfalten, wird es hier wie im Märchengarten", schwärmte er und strahlte mich an. Seine Begeisterung konnte ich (momentan) nicht wirklich teilen.   Der Gatte hatte seine Liebe zu Rosen entdeckt. Auch ich bin ein Rosen-Fan und die Lage des neuen Beetes war perfekt geeignet. Vom Wohnzimmer-Fenster konnten wir auf die ganze Pracht schauen, wenn sich die Rosen in voller Blüte zeigten. Mühsam versuchte ich mich zu beherrschen. Freddy hatte ganze Arbeit geleistet und jeden noch so kleinen Strauch bearbeitet. Selbst in den Bodendecker-Rosen steckten Rankhilfen. In jedem Strauch, davon hatte er gut acht gepflanzt, steckten

Marsch-Verpflegung für unterwegs ...

"Guck`mal da drüben", machte mich meine Kollegin Ilona leise aufmerksam. Sie deutete auf zwei Sitzreihen weiter vor uns. Schräg gegenüber saß ein Mann allein auf einem Zweier-Platz. Wir waren auf der Fahrt zu unserer Einrichtung und hatten uns zufällig im gleichen Zug getroffen. Natürlich setzten wir uns zusammen; denn wir beide hatten immer jede Menge Gesprächsstoff. Auch am frühen Morgen.  Der einzelne Mann in den fünfzigern hatte augenscheinlich Durst. Lässig setzte er sich eine  Flasche an die Kehle und schluckte und schluckte ... Gezählt habe ich die Schlucke nicht - aber meinem Gefühl nach zu urteilen, musste er die Flasche mindestens bis zur Hälfte geleert haben. Meine Blicke wanderten hin und her. Zu dem Fahrgast und wieder zurück zu meiner Kollegin. Sie rollte mit den Augen und grinste nur.  Er trank - ein Fläschen Piccolo ... und ich bekam einen Heidenschreck. Dabei dachte ich an den Magen des Unbekannten. Sollte ihm das "Prickelwässerchen" so früh am Morg

... wenn das Schule macht ...

  "Wir sollten Firma Brenner anrufen, bald", meinte ich zum Gatten, als mein Blick auf den Kalender fiel. "Es ist schon recht frisch und die Kälte läs sicher nicht mehr lange auf sich warten". Seit ein paar Tagen konnten wir uns ohne Heizung kaum in unserem großen Badezimmer aufhalten; denn der Herbst zeigte sich bereits von seiner kühlen Seite. "Der Heizkörper macht so eigenartige Geräusche - er gluckert wenn ich ihn anwerfe und" "kein Problem, der muss nur entlüftet werden", äußerte der Gatte fachmännisch und winkte locker ab. "Morgen früh regel`ich das, nor vor dem Büro". "Wie jetzt, Du kannst das ?" Ich war erstaunt, denn in Fragen rund um handwerkliche Belange war er vollkommen talentfrei. "Natürlich, das hat mir Herr Brenner mal gezeigt", beruhigte er mich. "das geht ratzfatz".  Am nächsten Morgen tigerte der Gatte mit diversen Werkzeugen unter dem Arm nach oben. Er würde doch nicht etwa aufgrund sein

LAP*... in der Krise

"I bin hi". Ein tiefes Seufzen drang an ihr Ohr. Wie jeden Abend vor dem Schlafengehen telefonierten die beiden. "Hallo, mein Schatz. Dir auch einen guten Abend", lachte Britta. Nach etlichen Monaten Fernbeziehung wusste sie ihren Liebsten zu nehmen, nur allzu genau kannte sie inzwischen seine Marotten auf seine Befindlichkeit. Deshalb sah sie auch locker über manche dramatische Äußerung von ihm hinweg. "War was Besonderes ?" Sie kuschelte sich gemütlich in ihre Decken und zupfte sich das Kissen im Rücken zurecht, wohl wissend, dass die Gespräche mit ihrem Liebsten zu endlosen Telefonaten wurden. Die Uhr zeigte fast Mitternacht. Britta und Benedikt lebten eine Fernbeziehung. Er lebte einige hundert Kilometer entfernt in München, während sie weiterhin in ihrer ostwestfälischen Heimatstadt einem gut dotieren Job nachging. "I bin oafach grod miad, kaputt und fui mi totoi gstresst ... bei den nervign Leidn, übahabt koa Wunda". Benedikt verfiel immer,

Ericos "appe" Stange oder ärztliche Demontage

  Mediziner sollten ihrer Berufwahl kritisch gegenüber stehen. In zweierlei Hinsicht. Nicht nur dem Umgang mit den Leidenden, die ihnen anvertraut werden, sondern auch manchen (unvermeidlichen) Hausbesuchen kommt große Bedeutung zu.  "Hätte ich das voraus geahnt, was wäre mir erspart geblieben !". Isa legte die Handflächen aneinander und schickte ein Stoßgebet nach oben. Seufzend. Sie war die Mutter eines Klassenkameraden meiner Tochter. Bei einigen Elternabenden saßen wir zusammen und lernten uns näher kennen. Gesprächsstoff hatten wir jede Menge. Sie war Klassenpflegschafts-Vorsitzende in der Klasse ihrer jüngeren Tochter, engagierte sich ehrenamtlich und mischte in den Verwaltungen einiger Vereine mit. Zufällig trafen wir uns in der Stadt vor dem kleinen Laden in der Hauptfußgängerzone. Ich hatte meinen Einkauf gerade erledigt, während sie energisch auf den Eingang zusteuerte. "Was ist denn passiert ? Das klingt hochdramatisch", meinte ich gespannt.  "Neulic

Trendsportarten im Hause Kather

Allmählich wurde es Zeit, mir Gedanken um die gesundheitlichen Belange zu machen. Der Umfang des Gatten gewann langsam aber stetig an Stärke. Natürlich trug er nicht die Verantwortung für seinen Zustand. Ich allein war Schuld. (O-Ton des Gatten: "weil Du zu gut kochst") Auf die Idee, sich den Teller   n i c h t   mehrmals vollzuladen, kam er nicht ...  Seine offensichtliche Gewichtszunahme beobachtete ich mit zunehmender Skepsis. Ernsthaft machte ich mir Gedanken über mögliche gesundheitliche Folgen. Dennoch gab es eine Lösung: die hieß Sport ! Seit geraumer Zeit überlegte ich, welche Sportart uns interessieren könnte. Ein Fitnessstudio kam nicht in Frage. Außerdem sollte die sportliche Betätigung auch Spaß machen. Ich wollte mich gern anschließen; denn Bewegung konnte nie schaden. Jetzt musste ich nur noch den passenden Sport finden und dem Gatten schmackhaft machen. Ich googelte die verschiedensten Arten und Vereine, die diese anboten. Das war nicht so einfach, da der Gatte

erheiternde Erlebnisse im (Finanz)Amt

 "Schlaf gut", murmelte Linda und rollte sich zur Seite, um endlich in den ersehnten Schlummer zu gleiten. Sie war hundemüde. Ewald schien der Sinn nicht nach schlafen zu stehen. Er warf sich auf seiner Bett-Hälfte hin und her. Gerade als Linda im Traumland angekommen war, begann er in die Stille hinein zu kichern. Erst verhalten, dann immer heftiger. Schlagartig wurde Linda aus ihrem seligen Schlaf gerissen. "Was ist denn los ?" Immer wieder wurden seine Bemühungen, ihr davon zu erzählen, von Gelächter unterbrochen. Entschlossen fingerte Linda nach dem Nachttischlämpchen und setzte sich aufrecht. "Lass` mich mitlachen", forderte sie ihren Waldi auf. Kaum ausgesprochen, sprudelte es nur so aus ihm heraus. "Linda, schon mal etwas vom Striptease im Amt gehört ?" Er bog sich vor Lachen. "Spann` mich nicht auf die Folter ! Wenn ich schon nicht schlafen kann, will ich wenigstens auch Spaß haben !" "Also, kurz vor Mittag wollte ich Kolle

Klassentreffen

   Welch` ein Halloo nach langer Zeit ! Anlässlich eines Klassentreffens aus Grundschultagen saßen wir im eigens angemieteten Jagdzimmer des Hotels bei Wild und Geflügel zusammen. Während der  heiteren Unterhaltung ließ auch die "Inquisition" nicht lange auf sich warten. Die wichtigste aller Fragen lautete: "Habt Ihr Nachwuchs ? Wenn ja, wie viele ?" Dieses Verhalten kannte ich nur zu gut aus den Zusammenkünften unseres Freundeskreises. Alle Paare hatten sich bereits vervielfacht oder befanden sich in freudiger Erwartung. Beim Gatten und mir standen Karriere und Hausbau für die künftige Familie an erster Stelle. Sofort nach der Begrüßung wurden etliche Schnappschüsse vom Nachwuchs herumgereicht. Angeregt tauschte man sich über Babys und Erziehungsfragen aus. Ich saß stumm daneben. Die Männer unterhielten sich über Berufsziele, Computer und Autos. Von allen Seiten schallte es mir um die Ohren: "Ach, wie süß" "wie entzückend" " ganz reizend&qu

spezieller Vergleich

Ein Ständer mit Sonderangeboten von verschiedenen Markenhandtaschen zog mich magisch an, während ich langsam durch unser großes City-Kaufhaus schlenderte. Sie, liebe Leserinnen (liebe Leser: eher weniger ...) wissen doch: Frauen und Handtaschen ... "Dass Du Dich immer noch nicht entscheiden kannst", hörte ich eine grinsende Stimme schräg hinter mir. Spontan hätte ich der "Zauderin" zu einem Abzähl-Reim geraten ... Ich umkreiste den Ständer und sah mir die Frauen in den mittleren Sechzigern genauer an. Unterschiedlicher konnten sie nicht sein. Die "Dame" der beiden suchte offensichtlich eine elegante City-Handtasche und nahm einige Modelle in die Hand. Ihre Begleitung war eher der sportliche Typ. In lässiger Bekleidung, den Rucksack leger umgeschwungen. "Ich habe meine Prinzipien", seufzte die fein gekleidete, sorgsam ondulierte Dame. Sie hob die Taschen an  oder klemmte sich diese unter den Arm.  "Prinzipien ? Was haben denn Handtaschen dami

"Frau" lernt nie aus !

    Büro, Büro ... Man mag es kaum glauben; aber notwendige Gänge in die Keramik-Abteilung können durchaus erheitern und um die eine oder andere Erkenntnis bereichern.  Dringende "Geschäfte" trieben mich in die Keramik-Abteilung. Während ich die Kabine betrat, rauschte nebenan die Spülung. Dann klappte eine Tür zu. "Ach, hallo, Evi" "Hi Frau Kollegin" die Kolleginnen begrüßten sich mit einem Lachen, als sie im Vorraum offensichtlich aufeinander trafen. "Sag`mal, wie geht`s Dir denn ? So kurz vor dem großen Schritt. Wann wolltet Ihr nochmal heiraten ? Dieses Jahr ?" Minutenlanges Schweigen. "Ich kann ihn leider nicht heiraten", seufzte die eine. Ich wurde hellhörig und zwang mich zu einer geräuschlosen Erleichterung. Auf keinen Fall wollte ich Entscheidendes verpassen. Zum Glück hatte ich meine Blase im Griff und tröpfelte leise vor mich hin. "Wie ein Hund, der seine Duftmarken setzt". Ein spontanes Auflachen verdrängte ich. &q

Deeskalierende Methoden

  Neulich habe ich von einer interessanten, vielversprechenden Methode erfahren.  "Waaas ? Nochmal bitte". Ich bat meine Mutter um Wiederholung des Gehörten, da ich kaum glauben konnte, was sie mir berichtete. Kürzlich hatte sie eine interessante Sendung im Fernsehen geschaut und eine Pferdebehandlung live miterlebt. Diese Tatsache an sich ist  nicht komisch; doch die Art und Weise erheiterte mich enorm. 🐴 "Der spezielle Pferdezahnarzt hatte eine super Behandlungsmöglichkeit, den Tieren die Angst vor ihm und seiner Behandlung zu nehmen". Meine Neugier war erwacht. "Ein spezieller Pferdezahnarzt ? Vermutlich ein Veterinär". "Leider wurde nichts dergleichen in dem Bericht erwähnt". "Vielleicht ein Humanmediziner mit spezieller Ausbildung ?" unkte ich und stellte mir meinen zierlichen Hausarzt als kernigen Pferdedoktor vor. Das Bild schoß mich eindeutig ins Lachen. "Und wie lief diese Behandlung ab ? Was war daran so besonders ?&quo

Medizinmänner ...

der Arzt   Das Gefühl dem Arzt allein                                                    auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein  erhöht nochmals die Pein niemand mag gern Patient (im Krankenhaus) sein  jedoch muss man auf den Mediziner bauen seiner ärztlichen Kunst vollkommen vertrauen  ja, ihm sogar in Gänze das eigene Leben anvertrauen !   Ein Arzt hält so manches Schicksal in Händen  fleht vor jeder OP um Beistand von weit oben:  Herr, lass` sich alles zum Guten wenden          🙏 hat man Pech und überlebt die Behandlung nicht  bleibt eine schwache Hoffnung: Vergissmeinnicht ...     

Kommt noch ein Bus ?

     "Jetzt bin ich gemütlich", grinste Bettina, nachdem sie sich aufatmend auf der gepolsterten Eckbank niedergelassen hatte. Ich setzte mich gegenüber und betrachtete den neu gestalteten Raum des Café Klingel in unserer Altstadt. Meine Blicke schweiften von Wanddekorationen über Bilder bis hin zu den pastell farbenen Seidengestecken, die in großen weißen Keramik-Vasen arrangiert waren und die verschiedenen Sitzecken ein wenig voneinander abgrenzten. "Na, alles zu Deiner Zufriedenheit ?" unkte Bettina, die mich beobachtet hatte. "Ja, ich bin zufrieden", erwiderte ich lachend, ohne den Blick vom Nachbartisch abzuwenden. Die ältere Dame direkt neben uns schaute angestrengt durch ihre an goldenen Kettchen hängende Brille, die sie auf die äußerste Nasenspitze geschoben hatte. Eifrig schrieb sie in ein kleines Büchlein auf ihrem Schoß. Der kleine Tisch vor ihr bog sich fast vor Speisen und Getränken. Auch meine Freundin hatte es bemerkt und signalisierte mir e

Ein rabiates Weib

 "Immer, wenn sie nichts mehr wusste, antwortete sie mit "ach, Tinnef", damit war für sie die Sache erledigt". "Dann hat sie es sich aber ziemlich einfach gemacht", meinte ich. Meine Freundin Tina nickte: "Habe mich in all den Jahren schon dran gewöhnt ... am Anfang wollte ich die Dinge immer richtig stellen, das wurde mir auf die Dauer zu anstrengend. Also sagte ich nur "ja, ja" und hatte meine Ruhe. Tina lachte. Bei ihrer Hochzeit und durch spätere Erzählungen meiner Freundin lernte ich ihre Schwiegermutter kennen. "Bis auf die Sache neulich, die musste ich unbedingt richtigstellen".  "Ich habe August Carl Hubert einfach nicht mehr im Griff", klagte sie mir die Tage am Telefon ihr Leid. "Wie bitte?" Ich wusste nicht, ob ich empört oder belustigt sein solllte. "Nina, Du hast schon richtig gehört", meinte Tina lachend. "Es war nur eine Kleinigkeit; aber Schwiegerpapa hat nicht so reagiert, wie sie

Zeitnot oder Gelenkschmerzen

 Scheinbar gibt es in unserer Gesellschaft mehr Männer, die erheblich leiden, als ich bisher angenommen habe. Die Begegnung mit einem solchen Exemplar setzte einen umfassenden  Gedankenprozess in Gang und veranlasste mich zum Umdenken. Das Phänomen häufte sich in kürzester Zeit. Dabei schien es sich um typisch männliches Verhalten zu handeln. Nicht nur intensive Überlegungen, sondern auch reale Beobachtungen ließen eindeutig darauf schließen. Bei meinen Geschlechtsgenossinnen habe ich dieses Verhalten nur selten bemerkt. Egal ob ich beim Einkaufen oder Schaufenster-Bummel unterwegs war, "es" passierte mir nicht selten.  Vor kurzem stand ich bei meiner bevorzugten Bäckerei vor der gläsernen Theke und wartete geduldig auf eine Bedienung. In der Zwischenzeit guckte ich mir das vielseitige Angebot verschiedenster Backwaren an. Schließlich hatte ich meine Wahl getroffen. Ein Kunde, welcher den Laden mit ausholenden Schritten fast verlassen hatte, machte auf der Sohle kehrt und  ha

Lobpreisungen

Es ist beachtlich und durchaus nachahmenswert, wenn sich Menschen mit Feuereifer für ihre Belange einsetzen und diese hartnäckig bis zum begehrten Ziel verfolgen. Vor allem, wenn es sich um einen Bereich handelt, der ganze Nationen bewegt. Dabei fällt mir spontan das Fußballspiel ein. Es scheint ein Paradebeispiel grenzenloser Leidenschaft zu sein. ⚽ Beim letzten Länderspiel (an dieser Stelle oute ich mich gern als Fußballfan) wurde ich Zeugin brandneuen Geschehens. Aufbrandende Lautstärke bei torgefährlichen Szenen war ich gewöhnt, ebenso spontane Chorgesänge der Fans, die ihre Mannschaft lautstark unterstützten und mit dröhnenden Parolen anfeuerten. Die Zeremonie des letzten Spiels war mir jedoch ganz neu. Dem Torschützen wurde auf ganz besondere Art gehuldigt. Der Stadionsprecher trat dabei in einen direkten Dialog mit dem Publikum. Stadionsprecher XYZ brüllte sich fast die Kehle aus dem Hals: Tooor !!! in der 89. Minute ... Torschütze ist