Büro, Büro ...
Man mag es kaum glauben; aber notwendige Gänge in die Keramik-Abteilung können durchaus erheitern und um die eine oder andere Erkenntnis bereichern.
Dringende "Geschäfte" trieben mich in die Keramik-Abteilung. Während ich die Kabine betrat, rauschte nebenan die Spülung. Dann klappte eine Tür zu. "Ach, hallo, Evi" "Hi Frau Kollegin" die Kolleginnen begrüßten sich mit einem Lachen, als sie im Vorraum offensichtlich aufeinander trafen. "Sag`mal, wie geht`s Dir denn ? So kurz vor dem großen Schritt. Wann wolltet Ihr nochmal heiraten ? Dieses Jahr ?" Minutenlanges Schweigen. "Ich kann ihn leider nicht heiraten", seufzte die eine. Ich wurde hellhörig und zwang mich zu einer geräuschlosen Erleichterung. Auf keinen Fall wollte ich Entscheidendes verpassen. Zum Glück hatte ich meine Blase im Griff und tröpfelte leise vor mich hin. "Wie ein Hund, der seine Duftmarken setzt". Ein spontanes Auflachen verdrängte ich. "Wieso denn das nicht ? Ihr seid doch schon längere Zeit zusammen". "Weißt Du, ich habe mir das Ganze gründlich durch den Kopf gehen lassen und bin inzwischen der Ansicht, dass es doch nicht passt". "Ihr zwei seid ein so tolles Paar". Die Kolleginnen schienen sich näher zu kennen. "Also warum nicht ?" Die Neugierige wollte nicht aufgeben. " Du hast erzählt, er hat eine chice Wohnung, flottes Auto, enormes Einkommen ..."
Hoffentlich kamen beide zum Schluss. Das Ergebnis wollte ich einerseits nicht verpassen, andererseits wartete eine Telefonkonferenz in großem Stil (mit meiner ganzen Abteilung, also 11 1/2 KollegInnen, wenn man die Praktikatin einbezieht) auf mich. Ich sah auf die Uhr und beschloss, mich für (m)einen "Abtritt" fertig zu machen. Leise schloß ich den Toilettendeckel. Und seufzte. Die eine der beiden hatte ihren Beruf eindeutig verfehlt. Wie sehr sie für die Beziehung der Kollegin kämpfte. Vorbildlich ! Sie hätte Paartherapeutin werden sollen ... Ich setzte mich auf den Deckel und lauschte amüsiert. "Er ist nicht wirklich auf meiner Augenhöhe: "Ja, er hat einen tollen Beruf, sieht passabel aus ... und ist zudem noch ein gebildeter Mensch. Aber ..." "Ich verstehe Dich nicht!" Die andere druckste herum, ehe sie sich (eine Tonlage leiser) räusperte: "er ist ein paar Zentimeter kleiner und ich muss leider immer schräg nach unten schauen als geradeaus ... " "Na denn", die andere schien sich geschlagen zu geben. Soviel zu Partnerschaften auf Augenhöhe ... Dann ein unverständliches Gemurmel, während der Wasserhahn rauschte. Eine Tür fiel ins Schloß. Es war wieder still. Meine Zeit war gekommen. Ich hetzte zum Waschbecken. Aus triftigen Gründen verzichtete ich auf das Abtrocknen meiner Hände, die Uhr immer im Blick. Das überlebenswichtige Meeting stand kurz bevor ... ohne meine Anwesenheit - eine Katastrophe, ach, was sage ich: der Supergau schlechthin !!!
Fluchtartig verließ ich den Abort. Mein Kopf schnellte von rechts nach links. Was für ein Glück. Am Ende des endlos langen, überschmalen Ganges erhaschte ich noch einen kurzen Blick auf die beiden Kolleginnen, die das Treppenhaus anstrebten. Eine der beiden hatte eine - helle - Haarfarbe (das konnte ich sogar ohne Brille - gut - erkennen) ...
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