Odyssee oder Affentheater?
Einer lieben Kollegin von mir tatsächlich passiert.
Kollegin X. hatte den wohlverdienten Ruhestand vor Augen. Endlich. Und um eventuellen Fragen beziehungsweise Bemerkungen vorzubeugen: Ja, auch vom Öffentlichen Dienst muss man sich erholen ...
Um ihre Anonymität zu wahren, nenne ich sie hier Kollegin X. Sie malte sich ihre neu gewonnene Freizeit in den herrlichsten Farbtönen aus und schwärmte von ihren künftigen Projekten, die sie wildentschlossen angehen wollte. So weit, so gut. Nur noch eine Kleinigkeit trennte sie von ihrer `Freiheit´. Da sie sich auch tageweise im homeoffice (dienstlich) in der Verwaltung beschäftigte, musste sie nur noch ihr technisches Equipment wie PC, Drucker, Rechner usw. zurückgeben. Weil ihr Dienstort ein paar hundert Kilometer entfernt lag und die Ausstattung sehr umfangreich und ultra-schwer war, musste sie jemanden finden, der ihre Geräte dorthin zurück brachte. Ein schwieriges Unterfangen, denn die meisten Kollegen (für diese spezielle Aufgabe kamen nur männliche Kollegen in Frage) - keine Bange, das Gendern habe ich nicht vergessen - waren mit Bus, Bahn und Zug unterwegs. Damit setzte sie eine Maschinerie in Gang, die ihres Gleichen sucht.
Eine geschlagene Dreiviertelstunde telefonierte Xenia mit ihrem Arbeitgeber und fragte sich durch alle Abteilungen, wer für die Rückgabe (s.o.) zuständig sei. Mittlerweile hätte sie mit dem gesamten Amt gesprochen, grinste sie bei unserem Telefonat. Und wäre keinen Schritt weiter gekommen. Sollte ich lachen oder weinen? Ich schüttelte nur - sprachlos - den Kopf. Unsere Personalabteilung ist besonders in den letzten Jahren enorm angewachsen, dort sitzen inzwischen schlappe acht Personen, und niemand von uns `Normalos´ weiß ganz genau, wer für welches Anliegen zuständig ist. Xenia wurde hin und her verbunden, bis nicht nur die Leitungen, sondern vor allem ihre Ohren glühten. Endlich fand sie eine Ansprechperson in Form eines netten Kollegen, der tiefes Verständnis für ihre Lage aufbrachte und ihr versprach, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Xenia rollten etliche Felsbrocken vom Herzen. Allerdings sei er erst wieder in 10 Tagen im Büro ... und stellte die Frage, ob sie die Ausstattung überhaupt zurückgeben musste: diese sei von vor fünf Jahren und vermutlich hoffnungslos veraltet ...
P.S.: Arbeitete ein Unternehmer nach dem `Verwaltungs-Prinzip´, wäre er schon gnadenlos in die Pleite gerasselt ...
Aber warum einfach, wenn es auch umständlich geht ...
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