Da war sie wieder, diese Geste. Schon mehrfach hatte ich sie in letzter Zeit gesehen. Automatisch kam mir das Bild von dem laufenden Jogger mit minimaler "Gruß-Geste" in den Sinn. (er hob im Vorüberlaufen mit angewinkelten Armen gerade mal Zeige- und Mittelfinger einer Hand zum Gruß an) Auch Autofahrer waren, was die Kommunikation zwischen FahrerInnen betraf, sehr kreativ. Ich möchte sogar behaupten, sie sind noch "einen Tick" cleverer als die joggende Bevölkerung. In Bezug auf das Energiesparen.
Auf dem kürzesten Weg zur Bank meines Vertrauens musste ich eine verkehrsberuhigte, schmale Nebenstraße passieren. Diese war links und rechts, jeweils etliche Meter versetzt, mit einigen Ausbuchtungen versehen. Eine leichte Fahrbahnerhöhung davor zwang auch flotte FahrerInnen in einen niedrigen Gang. Zügig kam mir auf dem "Hindernis-Parcours" eine Limousine entgegen. Schnell entschied ich mich, dem Fahrer Vorfahrt zu gewähren. Ich blinkte ihn an und signalisierte ihm freie Fahrt. Er drosselte das Tempo, während er die Fahrbahn-Schwelle sicher überwand.
Auf gleicher Höhe drehte er den Kopf zu mir und bedankte sich mit einer saloppen Handbewegung. Lässig hob er - einen einzelnen Finger - knapp über dem Lenkrad. Spontan lachte ich auf. Diese Gestik kannte ich bisher noch nicht. Dabei hielt er das Lenkrad fest in den Händen. (das Phänomen habe ich in der darauffolgenden Zeit öfters bemerkt. Allerdings nur bei männlichen Fahrern, während Fahrerinnen in den allermeisten Fällen die ganze Hand frei schwebend, ein paar Zentimeter über dem Steuer erheben, so dass man sie auch hinter den vielfach getönten Scheiben der Autos gut erkennen kann)
Meist ist es der (maskuline) Zeigefinger der linken Hand, der relativ kurz ausgefahren wird. Sind die Herren der Schöpfung von stressigen Alltagsgeschäften so ermüdet oder überfordert oder haben sie schlichtweg nur Angst, das Steuer aus den Händen zu geben?
Kommentare
Kommentar veröffentlichen