Sonderbare Welt ...
Etwas fehlte. Obwohl ich gemütlich war. Ich saß auf dem Sopfa und wartete auf das Abend-Programm. Nebenbei löffelte ich mein Dessert. Der Vorspann eines hochgelobten, vielfach angepriesenen Thrillers der Sonderklasse flimmerte bereits über den Bildschirm. Weil ich diese Filme liebe, wollte ich den Anfang auf keinen Fall verpassen. Mein Nachtisch schmeckte mir nicht, dabei mochte ich es (fast immer). Nur jetzt schmeckte es einfach nur fad. Ohne zu überlegen, sprang ich auf, wetzte in die Küche und langte im großen Eckschrank nach den Gewürzen, um meinem Apfelmus etwas mehr Geschmack zu verleihen. Blindlings fingerte ich nach der kleinen Streudose und würzte meinen Nachtisch mit einer dicken Schicht Zimt. Ich freute mich auf ein besseres Geschmackserlebnis. Um ja keine Szene zu verpassen, da schon der Beginn aufregend war und viel Spannung versprach, passierte das Alles in Windeseile. In Nullkommanichts nahm ich wieder meinen Platz in der ersten Reihe ein und verfolgte das dramatische Geschehen mit einigem Herzklopfen.
Der laute, verzweifelte Schrei der Protagonistin wurde nur von meinem Aufschrei übertroffen. Ich musste an mich halten, um nicht in hohem Bogen meinen letzten Happen auszuspucken. Offensichtlich hatte ich die Gewürze verwechselt und das Apfelmus mit Curry statt mit Zimt überstäubt. Ich schluckte es tapfer und spülte den eigenwilligen Geschmack mit einem großen Schluck Saft hinunter. Die kleinen weißen Keramikdosen für die Gewürze sahen alle gleich aus. In der Eile habe ich nicht auf die Aufschrift geachtet ...
... alles geschehen in meiner dunklen Küche, weil ich mir das Licht anknipsen ersparen wollte, um nur keine kostbaren Filmminuten zu versäumen ...
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