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Die zweite Million ...

... zwischen Hirschragout und Durchfall!                              Wenn`s mit der ersten Million nicht klappt, macht nichts, fange ich gleich mit der zweiten an!! ...        


 

Vermutlich kommt beim Lesen des Titels große Verständnislosigkeit auf. Dass zwischen den scheinbar zusammenhangslosen Begriffen eine Verbindung besteht, erkläre ich an dieser Stelle sehr gern. Dazu lade ich Sie/Euch ein, mich gern ein Stück weit in die Vergangenheit zu begleiten.
Die kommenden Festtage, sprich Weihnachten, rückten näher. Spontan hatte ich beschlossen, mein Festmenü von Lachs auf Wildbret umzustellen: meine Familie liebte  Wild. Auf dem Teller. Zeit, in den Wald zu gehen und höchstpersönlich "Hand an zulegen" blieb nicht mehr. Leider. (Außerdem fehlte mir eine unwesentliche Kleinigkeit: ich habe (noch) keinen Jagdschein ...) Also musste ich fertiges Wildfleisch erstehen. Kein Problem, sagte ich mir und flitzte in das kleine Einkaufszentrum unseres Dorfes.
In der langen Gefriertruhe wurde ich schnell fündig. Nur wo befand sich der Preis? Ratlos guckte ich mir sämtliche Etiketten an der Längsseite der Truhe an. Als ich überlegte, fiel mein Blick auf die vier Verkäuferinnen hinter der Frischfleischtheke. Die Unterhaltung schien amüsant zu sein. Pausenloses Lachen durchdrang den großen Laden. Sie schienen Langeweile zu haben, außer mir war kein Kunde in Sicht. Ich nutzte die Situation und sprach eine der Frauen an. Sie kam näher und sah sich alle Preisschilder genau an. "Tatsächlich, ich kann auch keinen Preis entdecken" bestätigte sie meine Vermutung. "Dann kann ich es wahrscheinlich "so" mitnehmen", betonte ich, nahm das Päckchen wildentschlossen aus der Truhe und wedelte damit grinsend vor ihren Augen. "Das wüßte ich aber", kam es (entsetzt?) aus ihrem Mund. Ihre Miene war versteinert. "Diese Kunden heutzutage ..." schien auf ihrer Stirn geschrieben. "Nehmen Sie es einfach mit zur Kasse und fragen dort danach", riet sie mir. Ich dankte (innerlich kopfschüttelnd) und zog von dannen. Diese Frau verstand - eindeutig keinen - Humor, obwohl ich sie bei meinen lockeren Worten angegrinst habe ...
Langsam rollte ich mit meinem Einkaufswagen an die einzig besetzte Kasse. Rechts und links drängelten sich einige ältere Herrschaften mit akuter Zeitnot an mir vorbei. Kaum hatte die Frau des einen Mannes (um die Siebzig) ihre Stange Toilettenpapier aufs Band gelegt, ließ er seine Stimme durch den gesamten Markt schallen: "noch eine Kasse!" Ohne ein "Bitte" zu äußern. Es klang wie ein Befehl. Kannte er die Zauberworte "bitte und danke" nicht? Mein Blick auf den Einkauf der beiden löste eine spontane Eingebung bei mir aus: Ob der alte Mann nötig auf die Toilette musste ... Man liest ja soviel über Inkontinenz bei älteren Herrschaften ...
Inzwischen entspann sich eine lebhafte Diskussion zwischen dem ältlichen Paar und zwei einzelnen Männern, die allesamt vor mir standen. "Wie kann man nur. Bei den Stoßzeiten muss man doch mehrere Kassen öffnen", polterte der eine Mann los und verzog sein Gesicht zu einer furchterregenden Fratze. "Können die das Personal nicht richtig einteilen?" Seine Stimme wurde lauter und er lief (zornes)rot an. Ich bekam einen gewaltigen Schreck. Hoffentlich kollabierte er nicht vor unseren Augen. Wenn sich nun kein Arzt unter den Kunden befand? Meine Kenntnisse in Erster Hilfe zum Erwerb des Führerscheins lagen Jahrzehnte zurück. Und ob die anderen hilfreich einspringen konnten?
Ich wagte es zu bezweifeln. Allerdings hatte der Kunde hatte das Geschehen mächtig aufgebauscht, es befand sich gerade ein Handvoll Kunden in dem Laden.
"Die Kassiererin kommt gleich, sie musste nur mal aufs WC", versuchte ein vorbeilaufender Mann die Ruheständler zu beruhigen. "Dafür hat man doch Verständnis", meinte die ältere Frau vor mir. Die Männer schwiegen. Ihren Mienen nach zu urteilen, stand ein üppiger Flächenbrand kurz vor seinem Ausbruch ... "Das dauert aber", klagte der einzelne Mann schräg vor mir. Ungeduldig trat er von einem Bein aufs andere. "Hauptsache, sie hat keinen Durchfall", äußerte der andere  trocken. "Zwei Doofe, ähnliche Gedanken" dachte ich sofort. Seine Aussage schoss mich ins Lachen. "Wie schön, dass es noch Menschen mit Humor gibt!" sprach ich in seine Richtung. Der Mann drehte sich wortlos zu mir um und guckte mich ziemlich verständnislos an. Verstand er etwa nicht? Es war ein Kompliment!

Die (zunehmende) Humorlosigkeit der Menschheit bedaure ich sehr. Dabei kann ein wenig Lockerheit so manche heikle Situation durchaus entschärfen. Außerdem erleichtert sie den Umgang im täglichen Miteinander.
Auch meine Mutter ist eine Verfechterin einer gewissen Leichtigkeit, besonders in den Unbilden des Alltags. Sie erzählte mir eine Episode, die sich vor Jahrzehnten ereignete und mich nachdenklich stimmte. Seit einigen Jahren arbeitete mein Vater, selbständiger Handwerksmeister, mit einem Gerüstbau-Unternehmen zusammen.  Als Herr H. meinen Vater aufsuchte, kam er mit meiner Mutter ins Gespräch. Er beklagte sich über die allgemeine Auftragslage und damit einhergehende finanzielle Situation. (das Hauptthema vieler Selbständiger) Meine Mutter wollte ihm auf ihre Art Mut zusprechen und erklärte ihren Plan: "Herr H., wenn wir die erste Million nicht auf Anhieb schaffen, fangen wir gleich mit der Zweiten an", witzelte sie. Stöhnend winkte Herr H. ab und erwiderte spontan: "Das schafft Ihr nie ..." 

Kommentare

Humorvolles und Stilblüten

  Im prächtigen Baum ein geschützter Ort für unsere gefiederten Freunde           Hinter manch´ mächtigen Baum am Wegessaum entsteht - man glaubt es kaum - für Untaten erheblich Raum! ... (dafür ist meine Heldin Elise zuständig) ...  Irgendjemand muss dem `Bösen´ ja Einhalt gebieten!  ... und sie macht das liebend gern ...   https://www.story.one/de/book/elise-kein-mord-ohne-ihre-expertise/ PS.: Über Ihr/Euer Feedback in den Kommentaren würde ich mich freuen, Nina