Neues aus der Nachbarschaft - immer ein dankbares Thema 😉
... darum wünsche ich Ihnen/Euch humorvolle Unterhaltung!
Die neugierige Nachbarin
Frau Bauschuss. Benita Bauschuss.
Frau Bauschuss schien wieder ganz in ihrem Element. Sie zupfte imaginäres Unkraut im Vorgarten. Immer das gleiche Szenario. Ganz oft war es mir aufgefallen. Die Nachbarin war stets in Reichweite, wenn ich meine Freundin besuchte. Ausnahmen gab es äußerst selten. Höchstens eine von zehn ... Entweder zupfte sie nicht wirklich vorhandenes Unkraut im Vorgarten oder die Gardine vor einem der Fenster bewegte sich wie von Geisterhand. Langsamg ging ich auf das Haus meiner Freundin zu und hielt einen Moment lang inne. Sollte ich winken? Ganz demonstrativ? Diesen Gedanken verwarf ich schnell. "Sag mal, Xenia, Deine Nachbarin ...", begann ich. "Kannst Du laut sagen", winkte sie seufzend ab. Offensichtlich ahnte sie meine Gedanken. "Das muss ja nervig sein", deutete ich mit dem Kopf nach nebenan. "Die Lage meines Hauses ist leider optimal geeignet", klagte Xenia. Das Bauschussche Anwesen lag strategisch sehr günstig. Als erstes Haus in der kleinen Gasse hatten die Bewohner den vollkommenen Rundumblick. Jeder Gang, jede Fahrt führte am Haus von Frau Bauschuss vorbei. Der Eingang und der Stellplatz für Xenias Auto lagen im direkten Blickfeld der neugierigen Nachbarin. "Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass sie mir in den Kochtopf guckt", grinste Xenia. Vom erhöhten Esszimmerfenster der Bauschuss konnte man mit "langem Hals" einen Blick in die Küche meiner Freundin erhaschen.
Meine Freundin lebte seit dem Auszug ihres Lebensgefährten vor acht Jahren allein. Allmählich hatte sie den gewaltigen Schock darüber überwunden und wandte sich wieder dem Leben zu. Was mich sehr für sie freute. "Dann bekommt sie auch mit, wenn Du Besuch bekommst, "ich habe leider keine andere Möglichkeit zu "flüchten", fiel sie mir spontan ins Wort. Ich überlegte kurz. "Da hilft nur die direkte Offensive: Am besten Du klingelst und ihr erscheint gemeinsam vor ihrer Tür. Er stellt sich selbst vor. Motto: ich bin der Neue und komme jetzt öfter. Was meinst Du, sie wird basserstaunt sein. Damit rechnet sie nicht." Trotz der heiklen Situation mussten wir beide unwillkürlich lachen. "Du musst ihr den Wind aus den Segeln nehmen", riet ich ihr.
"Sag mal, ist das öfter so laut?" Beim Kaffeetrinken fiel mir die Dudelei auf. Sie war sogar durch das geschlossene Fenster zu hören. "Das ist sie auch!" betonte meine Freundin. "Wie jetzt? Deine Nachbarin musiziert?" "Und wie. In ihren besten Jahren hat sie sogar noch vor ihrem Dienstantritt ganz früh morgens ihre Etüden gegeigt. Und das immer bei offenen Fenstern und Türen!" Xenia verdrehte die Augen. "Hm", ich überlegte kurz. Das ist zwar nervig; aber dann ist sie doch von Dir abgelenkt, wenn sie sich auf ihre Etüden konzentrieren muss. Und Du bist wenigstens in der Zeit unbeobachtet. Sieh es mal so!" "Ach, Nina, denkste, sie hat den Notenständer in der Nähe des Fensters aufgebaut: sie geigt und oberserviert mich", erzählte sie, wobei sie das "und" betonte ... "Alle Achtung, diese Frau kann multitasking", entfleuchte es mir spontan. Xenia kicherte. "Ja, leider".
Frau Bauschuss lebte mit ihrem erheblich älteren Mann allein in dem kleinen Fünfziger- Jahre-Haus. Vor ihrem Ruhestand hatte sie eine Position als Oberschwester im nahen Kreiskrankenhaus inne. "Oje, eine Hornisse", rutschte es mir heraus. Nun, das erklärte Einiges ... "scheinbar ist sie mit Haus und Garten nicht ausgelastet", vermutete ich stark.
Benita Bauschuss, eine Frau in den späten sechzigern, war von kleiner Statur und recht drall. Ihre aalglatten grauen Haare in Kinnlänge hielt sie straff mit zwei altmodischen Plastikspangenaus dem rundlichen Gesicht zurück. Die Frisur ließ sie um einiges älter erscheinen. Ihre auffallenden, knalligen Gummistiefeletten, über und über mit bunten Phantasieblumen überzogen, leuchteten mir schon von weitem entgegen. Zweifellos ein Eye-Catcher. Die langen Zipfel ihres verblichenen, roten Halstuches flatterten heftig im Wind. Bei dem Anblick kroch mir leise ein Schauer über den Rücken. Hoffentlich verhedderte sie sich nicht in den Zipfeln ... und strangulierte sich womöglich. Das wäre das Ende. Xenia würde die Oberaufsicht schmerzlich vermissen ...
Alles andere an Frau Benita war recht düster, vom labbrigen dunklen Oberteil über die ausgeleierte Hose bis zu den Handschuhen. Vermutlich hatte sie die ehemals feinen schwarzen Lederhandschuhe für die Gartenarbeit "herabgesetzt". Spontan musste ich lachen, als mich ein Gedanke blitzartig überkam: Wie ein Phantom; denn nur die bunten Schuhe bewegten sich in der Dunkelheit. Frau Benita als "GG": Gartengeist ... Der Gatte, kaum größer als seine Frau, wirkte sehr hager. Er ließ sich selten sehen. Durch Herzinfarkte und Schlaganfall gebeutelt, bewegte er sich nur zentimeterweise vorwärts und zog das linke Bein nach, während er sich schwer auf seinen Stock stützte.
"Ich kann keine Schritte machen, ohne dass sie diese mitbekommt. "Selbst wenn ich früh am Morgen zur Arbeit aufbreche, sehe ich ihren Schatten im Esszimmer wie ein "Wusch" vorbeihuschen", gestikulierte Xenia. "Ältere Leute brauchen nicht mehr so viel Schlaf" erklärte ich ihr und resümierte, einem spontanen Gedanken folgend: "Wenigstens die drei "W`s" bleiben Dein Geheimnis". Meine Freundin war irritiert. "Wohin Du fährst, mit wem Du Dich triffst und was Du unternimmst, ach ja, nicht zu vergessen das "warum" ". Ohne zu zögern fiel sie in mein Lachen ein. "Na, Du hast Humor" kicherte sie. Ich nickte: "Du kennst mich doch ..."
Fortsetzung folgt ... bestimmt!
... darum wünsche ich Ihnen/Euch humorvolle Unterhaltung!
Die neugierige Nachbarin
Frau Bauschuss. Benita Bauschuss.
Frau Bauschuss schien wieder ganz in ihrem Element. Sie zupfte imaginäres Unkraut im Vorgarten. Immer das gleiche Szenario. Ganz oft war es mir aufgefallen. Die Nachbarin war stets in Reichweite, wenn ich meine Freundin besuchte. Ausnahmen gab es äußerst selten. Höchstens eine von zehn ... Entweder zupfte sie nicht wirklich vorhandenes Unkraut im Vorgarten oder die Gardine vor einem der Fenster bewegte sich wie von Geisterhand. Langsamg ging ich auf das Haus meiner Freundin zu und hielt einen Moment lang inne. Sollte ich winken? Ganz demonstrativ? Diesen Gedanken verwarf ich schnell. "Sag mal, Xenia, Deine Nachbarin ...", begann ich. "Kannst Du laut sagen", winkte sie seufzend ab. Offensichtlich ahnte sie meine Gedanken. "Das muss ja nervig sein", deutete ich mit dem Kopf nach nebenan. "Die Lage meines Hauses ist leider optimal geeignet", klagte Xenia. Das Bauschussche Anwesen lag strategisch sehr günstig. Als erstes Haus in der kleinen Gasse hatten die Bewohner den vollkommenen Rundumblick. Jeder Gang, jede Fahrt führte am Haus von Frau Bauschuss vorbei. Der Eingang und der Stellplatz für Xenias Auto lagen im direkten Blickfeld der neugierigen Nachbarin. "Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass sie mir in den Kochtopf guckt", grinste Xenia. Vom erhöhten Esszimmerfenster der Bauschuss konnte man mit "langem Hals" einen Blick in die Küche meiner Freundin erhaschen.
Meine Freundin lebte seit dem Auszug ihres Lebensgefährten vor acht Jahren allein. Allmählich hatte sie den gewaltigen Schock darüber überwunden und wandte sich wieder dem Leben zu. Was mich sehr für sie freute. "Dann bekommt sie auch mit, wenn Du Besuch bekommst, "ich habe leider keine andere Möglichkeit zu "flüchten", fiel sie mir spontan ins Wort. Ich überlegte kurz. "Da hilft nur die direkte Offensive: Am besten Du klingelst und ihr erscheint gemeinsam vor ihrer Tür. Er stellt sich selbst vor. Motto: ich bin der Neue und komme jetzt öfter. Was meinst Du, sie wird basserstaunt sein. Damit rechnet sie nicht." Trotz der heiklen Situation mussten wir beide unwillkürlich lachen. "Du musst ihr den Wind aus den Segeln nehmen", riet ich ihr.
"Sag mal, ist das öfter so laut?" Beim Kaffeetrinken fiel mir die Dudelei auf. Sie war sogar durch das geschlossene Fenster zu hören. "Das ist sie auch!" betonte meine Freundin. "Wie jetzt? Deine Nachbarin musiziert?" "Und wie. In ihren besten Jahren hat sie sogar noch vor ihrem Dienstantritt ganz früh morgens ihre Etüden gegeigt. Und das immer bei offenen Fenstern und Türen!" Xenia verdrehte die Augen. "Hm", ich überlegte kurz. Das ist zwar nervig; aber dann ist sie doch von Dir abgelenkt, wenn sie sich auf ihre Etüden konzentrieren muss. Und Du bist wenigstens in der Zeit unbeobachtet. Sieh es mal so!" "Ach, Nina, denkste, sie hat den Notenständer in der Nähe des Fensters aufgebaut: sie geigt und oberserviert mich", erzählte sie, wobei sie das "und" betonte ... "Alle Achtung, diese Frau kann multitasking", entfleuchte es mir spontan. Xenia kicherte. "Ja, leider".
Frau Bauschuss lebte mit ihrem erheblich älteren Mann allein in dem kleinen Fünfziger- Jahre-Haus. Vor ihrem Ruhestand hatte sie eine Position als Oberschwester im nahen Kreiskrankenhaus inne. "Oje, eine Hornisse", rutschte es mir heraus. Nun, das erklärte Einiges ... "scheinbar ist sie mit Haus und Garten nicht ausgelastet", vermutete ich stark.
Benita Bauschuss, eine Frau in den späten sechzigern, war von kleiner Statur und recht drall. Ihre aalglatten grauen Haare in Kinnlänge hielt sie straff mit zwei altmodischen Plastikspangenaus dem rundlichen Gesicht zurück. Die Frisur ließ sie um einiges älter erscheinen. Ihre auffallenden, knalligen Gummistiefeletten, über und über mit bunten Phantasieblumen überzogen, leuchteten mir schon von weitem entgegen. Zweifellos ein Eye-Catcher. Die langen Zipfel ihres verblichenen, roten Halstuches flatterten heftig im Wind. Bei dem Anblick kroch mir leise ein Schauer über den Rücken. Hoffentlich verhedderte sie sich nicht in den Zipfeln ... und strangulierte sich womöglich. Das wäre das Ende. Xenia würde die Oberaufsicht schmerzlich vermissen ...
Alles andere an Frau Benita war recht düster, vom labbrigen dunklen Oberteil über die ausgeleierte Hose bis zu den Handschuhen. Vermutlich hatte sie die ehemals feinen schwarzen Lederhandschuhe für die Gartenarbeit "herabgesetzt". Spontan musste ich lachen, als mich ein Gedanke blitzartig überkam: Wie ein Phantom; denn nur die bunten Schuhe bewegten sich in der Dunkelheit. Frau Benita als "GG": Gartengeist ... Der Gatte, kaum größer als seine Frau, wirkte sehr hager. Er ließ sich selten sehen. Durch Herzinfarkte und Schlaganfall gebeutelt, bewegte er sich nur zentimeterweise vorwärts und zog das linke Bein nach, während er sich schwer auf seinen Stock stützte.
"Ich kann keine Schritte machen, ohne dass sie diese mitbekommt. "Selbst wenn ich früh am Morgen zur Arbeit aufbreche, sehe ich ihren Schatten im Esszimmer wie ein "Wusch" vorbeihuschen", gestikulierte Xenia. "Ältere Leute brauchen nicht mehr so viel Schlaf" erklärte ich ihr und resümierte, einem spontanen Gedanken folgend: "Wenigstens die drei "W`s" bleiben Dein Geheimnis". Meine Freundin war irritiert. "Wohin Du fährst, mit wem Du Dich triffst und was Du unternimmst, ach ja, nicht zu vergessen das "warum" ". Ohne zu zögern fiel sie in mein Lachen ein. "Na, Du hast Humor" kicherte sie. Ich nickte: "Du kennst mich doch ..."
Fortsetzung folgt ... bestimmt!
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